Autos: Berichte

Alpenfahrt

Bad Kleinkirchheim
2007-09-20 bis 2007-09-22

Vor 40 Jahren bestritt Vinzenz Pippan mit einem Steyr Puch 650 TR II Europa die Alpenfahrt. Der Puch ist bei dieser international bekannten Rallye nichts Seltenes gewesen. Aus einem Programmheft des Jahres 1962 konnten wir entnehmen, dass von 118 Teilnehmern 14 Steyr Puch starteten.
Wir ließen es uns daher nicht nehmen, zur 50. Alpenfahrt und gleichzeitig zum 50-jährigem Puchjubiläum, an der Alpenfahrt teilzunehmen, mit eben diesem Steyr Puch 650 TR II Europa. Wir das sind Vincent Pippan, als Fahrer und Andreas Kleewein als Beifahrer.

Alpenfahrt

Jahrelange Arbeit in der Werkstatt und viel Tüftelei bedurften es um den Puch wieder rallyetauglich zu machen. Es wurde viel Wert darauf gelegt das Auto so originalgetreu wie möglich zu belassen. Was jedoch nicht fehlen durfte war eine Monte Carlo Auspuffanlage sowie ein stärkerer Motor.
Der Mythos Alpenfahrt zog uns schon lange in den Bann und gestärkt durch die Rallye-Erfahrung und der technischen Hilfe von Vinzenz Pippan und Horst Fessl gingen wir am 20. September in Bad Kleinkirchheim an den Start. Mit der Startnummer 122 versuchten wir dann sozusagen das Feld von Hinten aufzuräumen. Doch gleich am ersten Tag, während der dritten Sonderprüfung in Reitdorf, wurde unserer Fahrt unvorbereitet Einhalt geboten. Ein Mann mit einer roten Fahne hielt uns auf. Verwunderung unsererseits machte sich breit und die Sekunden die wir nun ahnungslos warteten kamen uns vor wie Stunden. Jeder der schon einmal bei Gleichmäßigkeitsrallyes teilgenommen hat weiß, wie viel Punkte eine Sekunde kostet. Uns blieb jedoch nichts anderes übrig, als zu warten bis eine gemächlich trottende Kuhherde die Strasse überquert hatte. Es half nur noch Gas zu geben und so schnell wie möglich wieder auf den Schnitt von 50 km/h zu kommen. Der September ist nun mal die Zeit des Almabtriebs. Solche Probleme hatten wir dann aber auf der Großglockner Hochalpenstraße bei der nächsten Sonderprüfung zum Glück nicht mehr und die Verärgerung der vergangenen Stunde trieb uns, auch in den nächsten Tagen, zu Höchstleistungen an. Der Puch lag wunderbar in den Kurven. Bei der Zeitkontrolle am Kasereck parkte ein Porsche 356 SC neben uns ein. Bevor wir uns begrüßen konnten kam schon mit einem breiten Grinsen im Gesicht der Porsche-Fahrer mit der Frage: „Wieviel kW habt ihr in eurem Auto? Wir sind euch kaum nachgekommen.“ „So ca. 29-37 kW, aber genau können wir das nicht sagen, da der Wagen noch auf keiner Rolle war“, antworteten wir. „Das ist unmöglich, ihr müsst viel mehr unter der Haube haben“, kam es zurück. Die Begeisterung für den Puch unter den Fahrern kam somit schon am ersten Tag auf. Die Ergebnisliste, die wir am Abend nach der ersten Zieleinfahrt bekamen, erschreckte uns. Platz 69 und das nur wegen den Kühen. Insgesamt kostete uns dieses Bremsmanöver ca. 18 Punkte.

Alpenfahrt

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Am nächsten Tag jedoch begann die Aufholjagd. An der Grenze zwischen Slowenien und Italien wurden wir aber durch die Zöllner schon wieder eingebremst, zum Glück für uns außerhalb einer Sonderprüfung. Die Passkontrolle entpuppte sich als Faszination seitens der Zöllner für unseren „Fiat 500“. „Ob wir italienisch sprechen“, wollte einer der beiden Herren wissen. „Ja ein wenig“, gaben wir zurück und schon war es geschehen. Ein italienischer Redeschwall des Zöllners prasselte auf uns nieder und es flogen nur mehr die Worte „Fiat cinquecento“. Es dauerte eine Weile bis wir ihm erklärten dass es sich hier um einen Steyr Puch und somit um ein österreichisches Auto handelt. Etwas enttäuscht darüber ließ er uns nun endlich die Grenze passieren. Wir brausten durch die Täler Norditaliens hindurch und der Puch kam in den kurvenreichen Straßen auf dem Weg zurück nach Österreich erst so richtig auf Touren. An diesem zweiten Tag konnten wir uns bis auf Platz 38 vorarbeiten. Insgesamt hatten wir an diesem Tag die achtbeste (9,98 Punkte, wobei 1 Strafpunkt = 1 Sekunde ist) Punktezahl von allen Teilnehmern erreicht. Unter unseren Rallyekollegen entfachte sich ein richtiges Puch-Fieber. Alle waren begeistert von dem Wagen und seiner Leistung. Auf die Frage unsererseits, welchen Wagen sie fahren würden, bekamen wir die Antwort: „Ach, wir haben nur einen Porsche“. Bei den Timing Prüfungen in den Ortschaften waren die Zuschauer auch hin und weg vom 650er. Jubelrufe übertönten fast den „Spruch“ der „Monte Anlage“ und als wir dann durch die Timingprüfung flogen waren auch die letzten Skeptiker von dem kleinen Auto überzeugt.

Am dritten und letzten Tag der Alpenfahrt gaben wir und der Puch noch einmal alles um noch ein paar Plätze gut zu machen. Es ging über die Turracherhöhe, vorbei an einem Fuchs der sich bei einer unserer Sonderprüfungen direkt an der Straßenseite mit einer Maus vergnügte, weiter durch Gurk, Straßburg, Klagenfurt und wieder zurück nach Bad Kleinkirchheim. Die Spannung in uns stieg immer mehr. Die Erlösung kam dann mit dem Endergebnis: Platz 33 und wenn die Kühe nicht gewesen wären wahrscheinlich sogar Platz 15. Milch trinken wir aber trotzdem noch gerne und inzwischen können wir auch schon wieder Kühe sehen.
Über unser Ergebnis staunten nicht nur wir, sondern auch die anderen Fahrer. Mit unserer Platzierung landeten wir sogar vor Rauno Aaltonen, finnischer Rallyemeister 1961 und Europameister 1965. Somit konnten wir beweisen, dass der Puch immer noch ein großartiges Rallyeauto ist und uns während der Alpenfahrt jeden Tag wieder zuverlässig ins Ziel brachte. Wir hoffen, auch im nächsten Jahr wieder durch Hilfe eines Sponsors an der ältesten existierenden Rallye der Welt teilnehmen zu können, um den Kollegen zu zeigen was unser Puch und wir drauf haben.

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| Verfasser: A. Kleewein, V. Pippan, V. Steinacher |